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Hasan Kivran bricht sein Schweigen: Rückblick auf die Krise bei Türkgücü München

VonKathrin Richter

Dez 13, 2024

Ende Januar 2022 musste der Fußball-Drittligist Türkgücü München Insolvenz anmelden und den Spielbetrieb im März einstellen. Nun äußerte sich erstmals der ehemalige Investor Hasan Kivran zu den turbulenten Ereignissen und den Ursachen der finanziellen Misere.

Aufstieg und Fall des Klubs

Sechs Jahre lang war Hasan Kivran das finanzielle Rückgrat von Türkgücü München. Unter seiner Führung stieg der Klub von der Landesliga bis in die 3. Liga auf. Doch im Winter 2021 folgte der finanzielle Kollaps. Ein Defizit von rund zwei Millionen Euro, das im Rahmen der Nachlizenzierung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) hätte ausgeglichen werden müssen, konnte nicht gedeckt werden. Kivran und die weiteren fünf Gesellschafter lehnten eine erneute Finanzspritze ab. Dies führte zur Insolvenz im Januar und zur Einstellung des Spielbetriebs im März.

Persönliche Bilanz des Investors

Nach langer medialer Abwesenheit brach der 56-jährige Unternehmer sein Schweigen. „Bis Ende 2021 habe ich zehn Millionen Euro in den Klub investiert“, erklärte Kivran in einem Interview. Rückblickend bezeichnete er Türkgücü als ein wirtschaftlich schlechtes Investment: „Die Kosten sind seit dem Aufstieg in die 3. Liga explodiert.“

Er kritisierte die sportlichen und finanziellen Herausforderungen: „Obwohl wir ein Budget von rund sechs Millionen Euro hatten, wurden die sportlichen Probleme immer größer. Ich musste mir die Frage stellen: Macht es Sinn weiterzumachen, wenn der Plan nicht aufgeht? Perspektiven gab es keine.“

Kritik an der Stadt München

Kivran machte auch die Stadt München für das Scheitern des Vereins mitverantwortlich. „Offenbar ist München nicht für drei Profiklubs gemacht“, bemängelte er. Im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands, in denen mehrere Vereine in geografischer Nähe erfolgreich existieren, habe Türkgücü in München keine fairen Bedingungen vorgefunden. Besonders problematisch seien fehlende Staatshilfen nach der Corona-Krise gewesen: „Unsere Konkurrenten bekamen Hilfen, wir wurden jedoch nach den Zuschauerzahlen aus der Regionalligasaison bewertet. Das war unfair.“

Ein weiterer zentraler Kritikpunkt war das Fehlen eines eigenen Trainingsgeländes. „Ohne vernünftige Nachwuchsarbeit kann man keinen Profiverein etablieren“, so Kivran. Trotz jahrelanger Bemühungen sei dem Verein kein geeignetes Gelände zur Verfügung gestellt worden.

Reaktion auf DFB-Kritik

Auf Vorwürfe des DFB-Vizepräsidenten Peter Frymuth, Türkgücü habe unseriös gewirtschaftet, reagierte Kivran entschieden: „Das sehe ich anders. Kaiserslautern hat eine Planinsolvenz mit über 20 Millionen Euro Schulden angemeldet, aber dazu hörte ich keine vergleichbaren Kommentare von Herrn Frymuth.“

Den Vorwurf, er habe sich in sportliche Belange eingemischt, wies Kivran ebenfalls zurück: „Ich bezahle den Trainer dafür, dass er Entscheidungen trifft. Das Gerede darüber ist Unsinn. Wir haben uns einmal wöchentlich mit der sportlichen Leitung zusammengesetzt, um Meinungen auszutauschen.“

Abschließende Gedanken

Kivran betonte, dass Türkgücü im Sponsoring-Bereich nie stark aufgestellt war, was jedoch Zeit gebraucht hätte. „Ich habe sechs Jahre lang Herzblut in den Verein gesteckt“, erklärte er abschließend. Die Entscheidung, nicht mehr zu investieren, sei ihm schwergefallen, aber sie sei unvermeidlich gewesen. Türkgücü München bleibt ein Kapitel, das von sportlichen Höhen und wirtschaftlichen Tiefen geprägt ist.